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Exklusiv-Interview: THE ANALOGUES

HUNGRIG NACH NEUEN WEGEN

Faszination Beatles: Noch in diesem Jahr soll ein allerletztes Lied von ihnen erscheinen.
Das befeuert auch The Analogues auf ihrer Mission: die legendären, nie gespielten
späten Beatles-Alben live aufzuführen. Ohne Perücken, ohne Kostüme, aber mit einer
obsessiven Aufmerksamkeit für musikalische Details – und mit Vintage-Instrumenten,
-Verstärkern und -Sounds. Im Oktober kommt die Band wieder nach Deutschland.
Olaf Neumann sprach zuvor in Amsterdam mit Sänger, Gitarrist und Pianist Diederik
Nomden, der alles andere als ein typischer Tribute-Musiker ist.

 

Sie widmen sich sei fast zehn Jahren dem Spätwerk der Beatles. Haben Sie Mark Lewisohn Standardwerke „The Beatles Live!“ und „The Complete Beatles Recording Sessions“ studiert?
Diederik Nomden: Die stehen natürlich bei mir im Schrank, aber ich habe sie nicht komplett durchgelesen. Ich gehe mehr vom Klang aus als von der Geschichte. Schon als Teenager habe ich die Arrangements der Beatles-Songs aufgeschrieben und auf dem Klavier und der Gitarre gespielt. Ich konnte fühlen, dass ist meine zweite Natur. Wenn ich heute eigene Songs
mache, kann ich gar nicht mehr unterscheiden, was von mir kommt und was durch die Beatles beeinflusst wurde.

Die Beatles haben die Studiotechnik revolutioniert. Die Songs von Alben wie „Sergeant Peppers Lonely Heart‘s Club Band“ oder „Abbey Road“ sind nicht ohne weiteres live zu spielen. Wie sorgfältig haben Sie sich auf Ihre Beatles-Abende vorbereitet?
Sehr. Jede Note und jeder Klang sollte perfekt sein. Das bedeutet, wir mussten die richtige Gitarre und die richtige Orgel haben. Das war Bart van Poppels Aufgabe, er hat all diese Bücher, wie „Beatles Gear“, gelesen. Da steht aber nicht immer drin, welche Gitarre die Band für welchen Part benutzt hat. Das mussten wir selbst heraushören. Aber auch da sind wir manchmal uneins: „Das ist eine Gibson“ – „Nein, eine Casino!“ Wir versuchen, einen 100 Prozent akkuraten Klang zu haben. Die Noten herauszuhören ist heutzutage etwas leichter, weil man die einzelnen Spuren der Mixe im Internet finden kann. Aber vor fünf, sechs Jahren gab es noch nichts dergleichen.

Wie haben Sie die Originalinstrumente aus der Zeit der Beatles gefunden?
Bart hat in der ganzen Welt danach gesucht, auch nach Verstärkern. Die Zuhörer wissen natürlich nicht, welche Instrumente die Beatles bei welchem Stück benutzt haben, aber bei unseren Auftritten spüren sie, dass es echt klingt. Viel echter als digitale Instrumente. Das ist die größte Qualität, die unsere Band hat.

Können Sie heraushören, welcher Beatle welche Gitarrenparts gespielt hat?
Ich denke ja. Manchmal haben wir eine Diskussion darüber, ob es Paul oder George war. Aber normalerweise ist es ziemlich klar. Die Rhythmusgitarre spielt oft John, manchmal auch George. Es macht einen Unterschied, ob George oder Paul die Leadgitarre spielt, denn Paul hat einen technisch besseren und lyrischeren Stil.

Welchen der Beatles-Gitarristen finden Sie am interessantesten?
Am bemerkenswertesten finde ich George. Er ist technisch etwas beschränkter, aber das hat seiner Kreativität auf die Sprünge geholfen und sein Spiel ästhetischer gemacht. Technisch bessere Spieler sind meist weniger spannend. Alle drei Gitarristen der Beatles haben aber einen interessanten Stil. Pauls Solo bei „Taxman“ etwa ist richtig spannend und voller Energie.

Ist Ringo Starr im Lauf der Zeit als Beatles-Schlagzeuger gewachsen?
Ja natürlich. Am Anfang waren die Beatles eine Rock’n‘Roll-Band. Je mehr Zeit sie aber im Abbey Road- Studio verbrachten, desto mehr Muße hatte Ringo, seine Parts zu arrangieren. Es gab dann viel mehr Raum in den Aufnahmen. Bei einer Live-Band sollte ein Schlagzeuger immer präsent sein, aber später in ihrer Karriere war es den Beatles möglich, im Studio musikalische Partien zu entwickeln, die ineinander griffen.

Was zeichnete den Songschreiber George Harrison aus?
Ab dem „White Album“ wurde George ein richtig außergewöhnlicher Songschreiber. Auf „Abbey Road“ sind von ihm „Here Comes The Sun“ und „Something“ zu hören, die zu den zehn besten Beatles-Songs überhaupt gehören. Aber ich bin kein großer Fan seiner Soloplatten. „All Things Must Pass” hätte kein Dreifachalbum sein müssen. Aber George war bei den Beatles zunehmend frustriert.

Würden die Beatles es heutzutage als unbekannte Band in die Charts schaffen?
Schwer zu sagen. Die Musik ist in den letzten Jahren sehr formelhaft geworden. Die Beatles dürften auch in der heutigen Zeit bestehen können, aber für die Jugend wäre ihre Musik wohl zu schwierig. Meine Tochter etwa ist sehr musikalisch und auch mit Beatles-Songs aufgewachsen, aber als ich ihr vor ein paar Jahren „Golden Slumbers“ vorspielte, meinte sie, das sei aber ein sehr kompliziertes Stück. Aber für mich ist das normale Popmusik. Alle internationalen Hits haben heutzutage
vier Akkorde und keine Modulationen mehr. Das sagt alles.

Wie konnte es soweit kommen?

Ich denke, durch Analyse. Man hat nach einer Hitformel gesucht und diese dann immer mehr optimiert, indem man immer mehr weggelassen hat. Alle kreativen Anteile mussten raus, denn nach 30 Sekunden hat heutzutage ein Chorus zu erklingen. Man will einen schnellen Erfolg. Ich höre deshalb nicht viel aktuelle Musik.

Wird die Musik der Beatles bei dieser Entwicklung überleben?
Meine Generation ist ja noch lange da. Und ich denke, je älter unsere Kinder werden, desto mehr werden sie die Musik der Beatles zu würdigen wissen. Aber in 100 Jahren wird es sicher deutlich weniger Beatles-Fans geben.

Waren die Beatles so gut, weil sie LSD genommen haben?
Ich denke, dass Künstlern mit einem kreativen Hirn immer etwas einfallen wird. Aber die Droge LSD kann ihnen dabei helfen, ihren Ideen eine andere Richtung zu geben. Sie öffnet Türen und man sieht, was noch möglich ist. Aber wenn man ohnehin keine Ideen hat, hilft einem LSD auch nicht weiter. Manche sagen, dass wissenschaftliche Innovationen auch unter dem Einfluss von Psychedelika möglich sind. Ich denke, dass bestimmte Drogen für die Kreativität besser sind als Alkohol oder Kokain.

Ist für Sie die Musik selbst wie eine Droge?
Nein, Musik ist für mich nicht wie LSD. Ich habe nicht viele Erfahrungen mit Psychedelika, nur mit Mushrooms. Das hat auf eine Weise meinen Geist geöffnet. Marihuana auch, als ich jung war. Das hat mir nicht nur beim Musikmachen geholfen, sondern auch dabei, wie man das Leben sieht und was man überwinden sollte.

Hat die Beschäftigung mit den Beatles Ihr Denken verändert?
Ja. Ich komme aus dem Norden der Niederlande. Dort sind alle Menschen sehr normal. Niemand steckt den Kopf raus. Ich will das nicht bewerten, das ist für mich okay. Aber die Beatles haben mich erkennen lassen, dass eine ländliche Gemeinschaft nicht alles ist. Sie sind für mich eine Metapher dafür, dass man Grenzen erkennen und hungrig nach neuen Wegen sein kann. Das kann das Leben bereichern.

Mittlerweile dürfen The Analogues sogar im Londoner Palladium oder der Liverpool Philharmonic Hall auftreten. Selbst Beatles-Cheftontechniker Geoff Emerick war von Ihnen beeindruckt. Wie werden Sie als Holländer im Mutterland der Popmusik empfangen?
Vom ersten Tag an sehr herzlich. Niemand hat uns das Gefühl gegeben, dass wir diese Musik nicht spielen dürfen. Auch die Engländer fühlen, dass wir es ernst meinen und mit viel Liebe Beatles-Songs performen. Auch in Frankreich und Deutschland haben die Menschen gespürt, dass wir echt sind.

Sind Paul McCartney und Ringo Starr mal im Publikum gewesen?
Nein, das glaube ist nicht. Ist vielleicht auch besser so, weil uns das wahrscheinlich gestresst hätte. (lacht) Ich habe auch nicht den Eindruck, dass Paul McCartney sich allzu sehr mit seiner eigenen Geschichte beschäftigt. Er machte lieber neue Musik mit neuen Leuten. Natürlich spielt er auch seine Hits, aber er wird sicher nicht jeden Abend das Internet nach neuen Beatles-Bands durchforsten. Man soll seinen Idolen lieber nicht die Hand schütteln.

Es gibt auf der Welt tausende Beatles-Coverbands. Stechen die Analogues auf Ihre Art aus der Masse heraus?
Ja, weil wir erstens auf original Instrumenten spielen – und mit Streichern, Bläsern und Harfe. Zweitens interpretieren wir ganze Beatles-Alben, also auch die Lieder, die nicht so beannt sind, wie „Blue Jay Way“ oder „Revolution No. 9“. Wir haben auch keine Bärte und nicht den Akzent der Beatles. Unsere Stimmen stimmen zu- dem nicht zu 100 Prozent mit deren überein. Das alles unterscheidet uns von den meisten anderen Beatles-Bands.

Sie selbst singen Stücke von John, Paul und von George. Ihre Stimme passt offensichtlich zu allen möglichen Beatles-Songs.
Das liegt daran, dass ich die meisten Beatles-Songs auswendig kenne und meine Stimme von uns allen den größten Umfang hat. Wir suchen immer gezielt nach dem Sänger, dessen Stimme zu einem bestimmten Titel passt. Und wenn das Felix ist für einen Paul McCartney-Song oder ich für einen John Lennon-Song – dann machen wir das.

Sie haben sich die achtstündige Beatles-Dokumentation „Get Back“ angeschaut. Sehen Sie die Band jetzt mit anderen Augen?
Ich wusste vorher schon viel von dieser Periode, aber was mir aufgefallen ist: Wie gut haben die auf dem Dach des Apple-Gebäudes gespielt! Zumal sie drei Wochen zuvor noch ziemlich scheiße waren. Aber auf dem Rooftop waren sie sowas von tight und haben so gut gesungen. Und sie sahen so cool aus. Schön war auch die Erkenntnis, dass die Beatles eine ganz normale Gruppe von jungen Menschen waren. So wie auch ich immer in Bands gespielt habe. Aber diese Band war ohne Zweifel die beste der Welt.

 

THE ANALOGUES LIVE:
07.10. Frankfurt / Jahrhunderthalle
09.10. München / Circus Krone
10.10. Stuttgart / Liederhalle
12.10. Düsseldorf / Mitsubishi Electric Hall
13.10. Hamburg / Barclays Arena
14.10. Berlin / Verti Music Hall
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