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Interview mit Tokio Hotel

Wir blicken selten zurück

Tokio Hotel aus Magdeburg ist die wohl erfolgreichste deutsche Band ihrer Generation. Allein ihr Debütalbum „Schrei” fand weltweit 2,5 Millionen Käufer. Die Zwillinge Bill und Tom Kaulitz wanderten nach Kalifornien aus, während Georg Listing und Gustav Schäfer in Deutschland blieben. Nun erscheint Tokio Hotels sechstes Album unter dem Titel „2001“ – ein Verweis auf ihr Gründungsjahr. Mit Olaf Neumann sprachen für OXMOX Gitarrist Tom Kaulitz, 33, und Bassist Georg Listing, 35.

Happy people make me said”, heißt ein Song. Sind gespielt fröhliche Menschen typisch für die Musikwelt?

Tom Kaulitz: Ja. Das gilt aber nicht nur für die Musikwelt. Wir beobachten allgemein eine Welt, die nicht immer echt und authentisch ist. Gerade wenn man ein bisschen down ist, kann das einen noch mehr runterziehen und einsam fühlen lassen. Ich glaube, das, was Bill in dem Text beschreibt, können viele Leute nachvollziehen.

Wir fühlen uns fehl am Platz” heißt es in „When we were Younger“. Woran liegt das?

Georg Listing: Im Kontext der Band ging uns das schon immer so. Selbst bei unseren ersten Auftritten als kleine Kinder auf Open-Mic-Bühnen in Magdeburg waren wir immer die Jüngsten. Unsere Songs waren auf Deutsch getextet, während alle anderen Englisch sangen. Wir durften überhaupt nur in diese Clubs rein, weil wir dort aufgetreten sind, sonst war das Mindestalter 16. Wir fühlten uns schon immer anders. Bill könnte da wahrscheinlich viel besser drüber sprechen, weil er mit seinem Aussehen schon immer out of this world war.

Manche meinten, die Band sei gecastet und nicht echt. Hat es Euch damals verletzt, so etwas zu hören?

Kaulitz: Nein, das hat uns überhaupt nicht verletzt. Mich können grundsätzlich nur Dinge verletzen, in denen auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Bill und ich haben auch einen Podcast, “Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood”. Darin gibt es die Rubrik „Kaulitz Kolumna“, wo wir uns darüber lustig machen, was die Klatschpresse über uns so schreibt. Mittlerweile haben wir unseren Spaß daran, uns den Ball mit den Boulevardmedien hin und herzuspielen. Die beweisen uns mit ihren Schlagzeilen immer wieder, wie kreativ sie sind. Diese Kategorie ist nur so winzig, weil die Inhalte der Schlagzeilen so weit weg von jeglicher Wahrheit sind.

Kommt die deutsche Band Tokio Hotel international besser an als in der Heimat?

Kaulitz: Sie kommt von Land zu Land anders an. Wir haben in Lateinamerika z.B. sehr junge Fans. Dort hat man das Gefühl, dass die Band immer wahnsinnig aktuell bleibt. Und in den USA gilt Tokio Hotel bis heute als cooler Indie-Act. Und dann gibt es Länder wie Deutschland und Frankreich, wo wir kommerziell wahnsinnig erfolgreich waren.

Ehrlich gesagt genauso wie im Rest der Welt. Ich kann nicht sagen, dass unser Leben von Angst bestimmt ist, das war es noch nie und wird es hoffentlich auch nie sein. Wir sind grundsätzlich Optimisten und wollen weiterhin positiv in die Zukunft schauen. Letztendlich vertraue ich immer auf die Vernunft der Menschen.

Georg, wie schaust Du aus der Ferne auf Los Angeles?

Listing: Ich besuche die Jungs immer gerne in L.A., aber meine absolute Wahlheimat ist Berlin. Mir ist L.A. einfach zu groß und zu laut.

Kaulitz: Zu schönes Wetter, zu coole Restaurants! Georg mag es einfach im regnerischen Berlin!

Listing: Nee, mir sind in L.A. einfach zu viele happy People unterwegs, um es mit unserem Song auszudrücken.

Die Pianoballade „Berlin“ ist eine Liebeserklärung. Auf welche Weise inspiriert Berlin?

Listing: Ich glaube, Berlin ist eine der inspirierendsten Städte der Welt. Ich kenne keinen anderen Ort, der so viele Gegensätze aufweist. Allein schon der Sommer in Berlin im Gegensatz zum Winter. Es fühlt sich jedes Jahr so an, als ob die komplette Bevölkerung ausgetauscht wird. Im Sommer haben alle beste Laune und das Leben spielt sich nur draußen ab, während im Winter alle gefühlt depressiv mit Kerzen in ihrer Wohnung sitzen.

Kaulitz: Berlin ist insgesamt eine unglaublich inspirierende Stadt. Sie hat eine wahnsinnig gute Musikszene von Indie bis Elektronik. Sie ist international ein absoluter Tastemaker. Berlin ist unser Band-Zuhause.

In Magdeburg wurdet Ihr oft angefeindet. Wie seht Ihr diese Zeit rückblickend?

Kaulitz: Natürlich hat diese Zeit auch Narben hinterlassen, wenn man sich an bestimmte Dinge erinnert. Die Wahrnehmung der Band hat sich verändert. Wir polarisieren zwar immer noch verhältnismäßig, aber das ist mit früher nicht vergleichbar. Das liegt auch daran, dass sich die Welt zum Positiven verändert hat.

Wie zum Beispiel?

Kaulitz: Heute wäre es nicht mehr ganz so angesagt, 15-jährige Jungs mit Flaschen zu bewerfen, wenn einem deren Musik nicht gefällt. Das würde heute wohl nicht mehr durchgehen. Damals haben wir extreme Situationen erlebt. Als der Erfolg einsetzte, waren wir im Prinzip nur noch mit Security unterwegs. Viele, viele Jahre kannten wir nichts anderes und waren unglaublich abgeschottet. Das hat natürlich etwas mit einem gemacht und Erinnerungen hinterlassen, die nicht immer positiv sind. Grundsätzlich war es aber auch eine unglaubliche Zeit. Wir sind vier Jungs, die aus Magdeburg kommen und sich nie haben erträumen lassen, einmal mit einem Song so richtig durchzustarten. Wir haben bis heute das Privileg, international zu touren. Wir freuen uns jetzt schon auf unsere große Europatour, die nächstes Jahr im April startet.

Kam es bei Ihren frühen Konzerten auch mal zu Verletzungen?

Kaulitz: Gott sei Dank nie zu ernsthaften Verletzungen, aber es gab wahnsinnig viele gefährliche Situationen. Darüber könnte ich wahrscheinlich eine ganze Stunde sprechen. Wir haben damals ein sehr isoliertes Leben in unserer eigenen Blase geführt, aber wir sind da heil rausgekommen, weil wir zu viert waren und wie Brüder aufgewachsen sind. Da unsere Realität anders war als bei den meisten Kindern und Jugendlichen, war es wichtig, dass wir uns gegenseitig hatten.

Warum ist Eure Musik eigentlich so melancholisch?

Kaulitz: Das kommt daher, dass Bill und Gustav eher melancholisch und Georg und ich halt die positiven Typen in der Band sind.

Und diese Pole befruchten sich gegenseitig?

Kaulitz: Eigentlich sind wir alle positive Typen, aber Bill, der bei uns hauptsächlich die Texte schreibt, hat auch eine andere Seite. Er war schon immer extrem nachdenklich. Als er etwas zwölf Jahre alt war, schrieb er den Song „Leb’ die Sekunde”. Aus heutiger Sicht ist das ein wahnsinnig tiefgründiger, melancholischer Text. Ich weiß gar nicht, wie unsere Musik klänge, wenn Bill immer glücklich wäre. Am liebsten gehe ich mit ihm ins Studio, wenn er nicht so gut drauf ist, weil er dann die besten Songs schreibt.

Listing: Wir haben das große Privileg, dass wir in erster Linie Musik machen, die wir selbst lieben und fühlen und auch gern hören, wenn wir mal traurig sind. Und dann hoffen wir, dass sie auch noch ein paar anderen Menschen da draußen gefällt.

Ihr habt zu „Happy People“ einen Tanz einstudiert. Ist das Tanzen in die Wiege gelegt?

Kaulitz: Mir persönlich ja, Georg weniger. Ich habe selbst den schwierigsten Tanz innerhalb von einer Minute erlernt.

Listing: Toms großer Traum ist, einmal im Leben von „Let’s Dance!” angefragt zu werden und eine Staffel mitzumachen. (lacht)

Kaulitz: Die Wahrheit ist, dass ich oft als Coach angefragt werde. Dass ich denen hinter den Kulissen allen mal beibringe, wie das richtig geht.

Auf Instagram kann man sehen, dass Heidi Klum auch schon zu “Happy People” tanzt. Ist sie selbst ein großer Tokio-Hotel-Fan?

Kaulitz: Ich meine, anders geht es ja wohl gar nicht. Meine Frau muss natürlich die Musik lieben, die ich mache. Das versteht sich von selbst. Dieser Tanz war ein ganz spontanes Ding. Wir waren bei Daði Freyr in L.A. zum Konzert eingeladen, der ja Featuring-Artist ist auf dem Song „Happy People”. Eigentlich wollten wir die Nummer spontan auf der Bühne performen, aber leider haben wir uns dann nur Backstage getroffen und ich habe kurz mal gezeigt, wie dieser Tanz geht.

Welche Einstellung braucht man in Los Angeles?

Kaulitz: L.A. ist überschwemmt mit Leuten, die große Träume haben und dann auf die harte Realität treffen. Es ist eine unglaublich teure und harte Stadt. Viele talentierte Künstler haben teilweise zwei, drei Jobs, um sich hier über Wasser zu halten, weil sie es nicht schaffen, auf kreative Weise zu überleben.

Listing: Man trifft dort fast niemanden, der in L.A. geboren und aufgewachsen ist.

Kaulitz: Das ist auch das Schöne an L.A. Man trifft Leute aus aller Welt, die hier hinkommen, weil sie Ziele und Träume haben. Nur ein ganz kleiner Prozentsatz von denen schafft es auch wirklich.

Gibt‘s nach 20 Jahren Tokio Hotel noch Träume?

Kaulitz: Auf jeden Fall. Wir haben Träume, die hoffentlich in näherer Zukunft auch erfüllt werden. Das sind Großprojekte, von denen wir noch nichts verraten dürfen. Wir würden auch gern mal wieder in Asien unterwegs sein.

Tom, im Podcast „Senf aus Hollywood“ gab es die Idee, das ehemalige Gefängnis Salinenmoor in Celle bei Hannover zu kaufen, um da da einen Nachtklub, ein Restaurant oder ein Hotel draus zu machen. Besteht dieser Plan noch?

Kaulitz: Das sind eher private Pläne, da haben wir unglaublich viel vor. Ich will zum Beispiel eine Bäckerei, einen Club und einen Weihnachtsmarkt aufmachen. Das mit der JVA in Celle war zuerst ein Witz, aber Bill und ich wollten schon immer mal einen Nachtclub haben. Wer regelmäßig “Kaulitz Hills” hört, weiß, dass wir gerne mal feiern. Wir können uns auch vorstellen, ein eigenes Tokio Hotel aufzumachen. Das beste Hotel der Welt gepaart mit der besten Musik der Welt. Sie merken schon, es gibt viele Pläne.

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Türchen Nummer 14 hält für euch @_allformetal_ bereit. Und das nicht ohne Grund. Denn heute erscheint ihre neue Single 'Run'. Wer Tetzel von seiner 2. Band Asenblut kennt, kann erahnen, was für ein Berg und Energiebündel er auf der Bühne ist. Mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Band 'All For Metal' hat er einen grandiosen Auftritt nach dem absolviert hat in den vergangenen Monaten.

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