Interview : Keimzeit
„Kein Fiasko“ heißt die neue Platte der deutschen Rockgruppe und erzählt in jedem Song eine andere Geschichte; manchmal romantisch, manchmal nachdenklich. Auch die Musiker selbst haben nach 40 Jahren Bandhistory, die sie mit der CD feiern, einiges zu berichten. Gründungsmitglied und Sänger Norbert Leisegang (61) quatschte mit OXMOX über die kommende Tour und was die „Irrenhaus“-Interpreten mit Hamburg verbinden.
Euer Titelsong ist von relativ kurzer und melancholischer Natur. Welche Message steckt dahinter ?
Norbert: Keine Botschaft. In „Kein Fiasko“ wird lediglich die Möglichkeit, Trost zu geben oder zu empfangen, angesprochen.
Was waren die verrücktesten Erlebnisse eurer Bandgeschichte?
In 40 Jahren Bandgeschichte gibt es eine ganze Badewanne voller Erlebnisse. Brisant wurde es z.B. immer, wenn ich mich ans Steuer des Bandbusses setzte. Danach musste er in die Werkstatt, da ich immer parkende Autos oder Verkehrspoller gestreift hab. Ein stetiger Quell der Freude, wie man sich denken kann.
Drei Catering Must-Haves?
Wasser, belegte Brote und Kaffee.
Eure Tipps, um in der Krise den Kopf zu bewahren?
Da habe ich nur einen: Erst einmal abwarten und schauen, wie sich alles entwickelt.
40 Jahre Keimzeit. Wie hat sich die Band in dieser Zeit verändert?
Die erste Veränderung vollzog sich bereits in den Anfangsjahren, als wir begannen, das Konzertprogramm von Cover-Songs auf eigene Songs umzustellen. Das war noch in den Achtzigern. Nach 7 Jahren Konzerttätigkeit nahmen wir 1989 unser erstes Album „Irrenhaus“ auf. Die Studioarbeiten mit verschiedenen Produzenten veränderte fortan das Bandgefüge inhaltlich als auch personell, bis zum heutigen Zeitpunkt. Konstant hingegen blieb: Wir setzten damals und setzen auch heute auf’s Album. Die Themen der Keimzeit-Songs sind auch oft die gleichen, nur die Sicht darauf veränderte sich hier und da. Veränderungen sind stets Dreh und Angelpunkt für eine fruchtbare Arbeit.
Der Song „Irrenhaus“ wurde 1990 zum Wendehit und setzte damals ein politisches Zeichen. Hat euch die Corona-Pandemie wieder zu ähnlichem inspiriert?
„Irrenhaus“ schrieb ich bereits 1986. Da war an den Mauerfall noch gar nicht zu denken. Dass dann das gleichnamige Album kurz nach der Wende erschien, ist reiner Zufall. Songs zu gesellschaftspolitischen Ereignissen zu schreiben, ist nicht meine Ambition. Das können andere besser. So findet man auf „Kein Fiasko“ eher Geschichten über Menschen, die mich umgeben, Geschichten aus erster Hand.
Am 7. Dezember kommt ihr zu uns nach Hamburg. Was habt ihr für die kommende Tour geplant?
Nun, „Kein Fiasko“, das 13. Studioalbum, wird auf die Bühne gebracht. Neben einer handverlesenen Auswahl aus allen Keimzeit-Alben natürlich. Das Konzert wird über zwei Stunden gehen. Insgesamt stehen in diesem Jahr rund 50 Konzerte an. Was uns betrifft, kann es losgehen!
Was gefällt euch an Hamburgs Musikszene besonders gut? Lieblingsorte?
Mit Hamburgs Musikszene verbindet uns sehr viel. Keimzeit-Konzerte im Logo, im Gruenspan, in der Markthalle oder beim Campus Open Air. Viele Veranstalter (u.a. Tosh Rörbäk von der Markthalle) kennen und schätzen wir mittlerweile seit über 25 Jahren. Dazu gesellen sich Plattenproduktionen im Home-Studio (erst gerade traf ich bei meinem letzten Hamburg-Besuch Franz Plasa dort), mit der Kinder-Konzertreihe „Unter meinem Bett 3“ konnte ich zudem zwei Mal in der Fabrik auftreten. Insofern wird Hamburg uns nicht so schnell los.
Seit ca. 20 Jahren waren wir nach unseren Konzerten meist zu Gast im Hotel Pacific am Neuen Pferdemarkt. Hier wurde seitens Familie van Riesen Musik und Musikgeschichte wahrhaft gelebt. Immerhin waren die Beatles dort schon zu ihren Star-Club Zeiten untergebracht. Leider wurde das Haus Ende 2021 geschlossen.
Erwähnenswert ist auch unsere intensive und langjährige Zusammenarbeit mit den Vertrieben von Edel, Kontor New Media und ganz aktuell mit Indigo. Die graphische Umsetzung unserer Alben obliegt seit vielen Jahren Antje Warnecke (Norden Design).
All das rückt Hamburg immer wieder in unsere Nähe und ist uns ein willkommener Grund für häufige Besuche in der Hansestadt.
RS & JF






