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JAN BÜLOW-INTERVIEW: Den Wahnsinn spielen

Nach der Netflix-Serie „Dogs of Berlin übernimmt Jan Bülow (23) die Titelrolle in „Lindenberg – Mach dein Ding“ von Hermine Huntgeburth.

Herr Bülow, waren Sie ein Fan von Lindenberg? Oder ist mit man 23 Jahren zu jung für die Legende?

Bülow: Ich bin kein Fan von Lindenberg gewesen, aber durch den Film auf jeden Fall ein Fan geworden. Erst heute morgen beim Frühstück hab ich Udo gehört. Mein Vater mochte Lindenberg schon immer und hat etliche Vinyl-Platten von ihm im Schrank stehen.

Für Lindenberg sind Sie ein „genialer Vogel“. Wie bleibt man als Überflieger auf dem Teppich?

Bülow: Keine Ahnung. Ich glaube, ich habe das manchmal gar nicht so richtig verstanden. Das ging mir mit Udo ähnlich. Als ich vor dem gesessen bin, habe ich vergessen, was für ein totaler Rockstar und welch unfassbarer Typ der ist. Nach unserem ersten Treffen fiel mir erst spät in der Nacht ein: „Wow! Wen hast du da gerade getroffen!“. Wenn nette Dinge über einen gesagt werden, freut es einen natürlich. Aber wenn man mir zu viele Komplimente macht, bekomme ich immer Herzrasen!( Lacht)

Auf der Bühne in Zürich zeigten Sie sich ziemlich freizügig. Auch jetzt gibt es etliche Auftritte in Unterhose und auch ohne. Wie viel Exhibitionismus gehört zum Job?

Bülow: Von unbegründeter Nacktheit halte ich wenig. Auf der Bühne sich einfach ausziehen kann jeder, dann ist auch alles gleich gesagt. Nacktheit als Beweis für vermeintlichen Mut langweilt mich ziemlich. Nackt zu sein wird erst interessant, wenn ein Widerstand damit verbunden ist. Wenn Angst oder Peinlichkeit damit verbunden sind, wird es schauspielerisch spannend. Bevor ich mich ausziehe, möchte ich gern wissen weshalb. Und diese Sex-Szene als Udo funktioniert nun einmal nur ohne Klamotten.

Coming-Out für Promis Pflicht oder Kür?

Bülow: Ich kann das schlecht beurteilen, weil ich selbst nicht schwul bin. Prinzipiell finde ich diese Offenheit auf alle Fälle wichtig, um andere Leute zu ermutigen. Sobald einer sich frei äußert, werden andere folgen. Es muss doch auch ziemlich quälend sein, sich ständig zu verstecken und Angst zu haben, erwischt zu werden. Für mich wäre es jedenfalls enorm anstrengend, solche Geheimnisse zu machen.

Wie viel Hamlet steckt in Udo?

Bülow: Eine Menge. Wobei Hamlet ja in jedem von uns steckt. Udo macht sein Ding, gleichzeitig gibt es immer wieder Selbstzweifel, denen er sich stellen muss. Auf eine einfach Formel gebracht, geht es um Genie und Wahnsinn, was gerade bei Künstlern häufig zu finden ist. Die Achterbahn geht vom Gefühl, der Größte zu sein bis zu Depressionen und zu viel Alkohol.

Wie viel „Ich bin Udo“-Momente haben Sie gespürt?

Bülow: Bei der Konzertszene in der Hamburger Laeiszhalle am Ende des Films hat es mich schon gepackt. Um uns herum waren jubelnde Komparsen im Saal und während des Konzerts hatte ich das Gefühl eine Zeitreise in sein Leben gemacht zu haben. Die Fans, die spürbare Begeisterung und dazu die laute Musik, die ich selbst eingesungen habe. Das war kein wirklicher „Ich bin Udo“-Moment, aber ein magischer Moment, in dem UdosGeist“, der immer dabei war, besonders deutlich wurde.

Wie viel Lindenberg steckt in Bülow?

Bülow: Ich habe das Gefühl, Udo und ich sind ein bisschen seelenverwandt. Es gab in meinem Leben Situationen, von denen ich glaube, Udo hätte sich damals vielleicht ganz ähnlich verhalten. Ich würde behaupten, dass wir teilweise gleiche Gehirnwindungen haben.

Hat Lindenberg sich beim Dreh eingemischt? Sagte er: „Spiel mich mal cooler, Junge!“ oder sagte er „Mach dein Ding!“?

Bülow: Im Prinzip hat mich Udo schon machen lassen. Er kam nie vorbei und sagte: „Du machst das alles falsch!“. Wenn er zum Dreh kam, haben wir einfach herum gewitzelt und gequatscht. Wir konnten uns von Anfang an ziemlich gut leiden. Später hat er mir einmal gesagt, für ihn sei ich sofort „der richtige Vogel“ gewesen. Nach der ersten Freude über die Rolle kam ganz schnell die totale Panik – Udo würde wahrscheinlich sagen, „Panik passt!“ (Lacht). Jedenfalls habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht und hatte wahnsinnige Angst, etwas falsch zu machen oder zu interpretieren. Hermine Huntgeburth hat mir dann klar gemacht, dass wir diese Figur neu begreifen müssen und ihre Entwicklung zeigen. Udo ist ja nicht mit einer Zigarre im Mund geboren, sondern hat sich erst langsam zu diesem Typen entwickelt. Wir wollten keine Kopie, entscheidend war, zu checken, wie der Lindenberg so tickt.

Brauchen Sie Schnittmengen zu einer Figur? Oder können Sie alles spielen, auch einen üblen Serienkiller?

Bülow: Ich würde es mir zutrauen. Hamlet wird am Ende ja auch sehr fies. Den Wahnsinn zu spielen, macht schon Spaß.

Dieter Oßwald

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