Skip to content

Interview: Otto – „Ich bin doch keine Kunstfigur!“

Kult-Komiker Otto Waalkes zum Remake des Kult-Magiers „Catweazle”.

Der erste „Otto“-Film gehört mit mehr als 14 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten deutschen Streifen überhaupt. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Otto Waalkes (73) Märchen-Klamauk „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ lockte gut 7 Millionen Besucher. Nun präsentiert Otto „Catweazle“ und im kommenden Jahr geht er auf ganz große Tournee mit stolzen  84 Auftritten.

OXMOX: Beginnen wir mit einer Frage, die du noch nie gehört hast: Was ist 365 geteilt durch 84?

Otto Waalkes: Stimmt, die Frage habe ich noch nie gehört! Wie lautet die Antwort, die habe ich auch noch nie gehört? Ich tippe auf: „Das weiß ich nicht!“.

Nein, die Antwort lautet 4,353. Das ist deine statistische Auftrittsquote im kommenden Jahr: 84 Auftritte, also an jedem vierten Tag einen. Wird das etwas viel?

Das ist Otto-Tradition: Zweimal vierzig ist der Modus meiner Tourneen, die ich alle zwei Jahre mache. Das ist seit 50 Jahren so, deswegen bin ich das gewohnt. Du wirst mit dem Auto ins Hotel gebracht. Du gehst gut essen. Um 18 Uhr ist Soundcheck. Dann legst du dich in der Garderobe etwas hin. Gehst auf die Bühne. Hollaridi. Wirst gefeiert. Oder auch nicht. Dann kannst du ins Bett und fährst am nächsten Tag weiter – etwas Schöneres gibt es doch gar nicht.

„Catweazle“ gilt als Kultserie der 1970er Jahre. Welche Erinnerungen hast du an den schrulligen Zauberer aus England?

Ich habe die Serie damals nie verpasst im Fernsehen. Aber ich hätte mir nicht vorstellen können, einmal selbst in diese Rolle zu schlüpfen. Die Idee zu einem neuen Catweazle kam von dem Regisseur Sven Unterwald, dem die Ähnlichkeit des Originaldarstellers Geoffrey Bayldon mit mir aufgefallen war. Das machte mir Lust darauf, die Rolle neu zu interpretieren.

Wie viele Gags gibt es in „Catweazle“?

Konntest du so schnell nicht mitzählen? Es sind genau 365 geteilt durch 84 und das multipliziert mit dem Preis einer Kinokarte. Aber im Ernst: Das sind Interpretationsfragen. Mancher lacht über den Anfang. Mancher lacht über den Schluss. Mancher lacht über die versteckten Scherze. „Catweazle“ ist keine Gagparade, die Anzahl ist nicht wichtig, entscheidend ist, dass der Film Spaß macht.

Otto, der ist so auch in Wirklichkeit?

Leider! Ich versuche immer, ernst genommen zu werden, aber es gelingt mir nicht. Immerhin kann ich ganz gut davon leben.

Wie gut konnte dein Sohn damit leben, dass der Papa der Kasper der Nation ist?

Schwierig, schwierig: Papa peinlich! Erst als Twen wurde er dann ein bisschen weniger streng.

Wie sehr ist dir das Lachen vergangen in Lockdown-Zeiten?

Dreharbeiten sind mit den ganzen Hygienevorschriften wahnsinnig kompliziert. Da kann das Lachen auch leicht unter der Maske stecken bleiben. Gleichzeitig schweißen solche Umstände das Team unglaublich zusammen: Da hat einfach alles gestimmt. Ich habe versucht, das Beste aus den Lockdowns zu machen, endlich hatte ich Zeit wieder zu Hause zu sitzen und zu malen.

„Catweazle“ eröffnet nach langer Pause die Kinosaison. Ein perfektes Signal?

Ich glaube, „Catweazle“ kann ein ganz gutes Rezept gegen Corona sein, zu viel Wirklichkeit könnte zu schockierend wirken.

Wer ist das typische Otto-Publikum? Eher männlich oder weiblich?

Eher kindlich! Über das Publikum habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich mache schon immer das, was mir selber Spaß macht. Wenn die Zuschauer lachen, dann lache ich mit und denke mir dabei: „Toll, das ist ja doch lustig!“

Was hältst du als Betroffener von der Rente mit 72?

Her damit, das kann ich gut gebrauchen! Aber es wäre noch kein Grund, die Gitarre an den Nagel zu hängen. Es gibt gute Vorbilder: Dieter Hallervorden ist schließlich mit 85 Jahren noch sehr komisch. Das weiß ich, weil er in meiner kommenden Weihnachtsshow „Otto Fröhliche“ mitmacht. „Palim, Palim“ da kommt er schon – mehr darf ich leider nicht verraten.

Gibt es Ambitionen auf einen Ausflug in ernsthafte Rollen wie bei Woody Allen?

Dazu fehlt mir das Talent. Ich bin nicht Woody, sondern Waalkes. Und das möchte ich auch bleiben. Bisweilen darf ich Angebote vom Fernsehen ablehnen, einen Ermittler zu spielen: Kommissar Otto würde doch kein Zuschauer ernst nehmen.

Dieter Oßwald